Monday, April 27, 2015

Valdez: "Da fehlt am Ende die Qualität"

Um ihr Kernproblem redeten auch die Akteure von Eintracht Frankfurt nach dem 0:2 in Dortmund nicht herum. Die mangelnde Torgefahr der Elf von Thomas Schaaf trat in der Partie beim BVB besonders frappierend zutage. Das Fehlen der beiden besten Torschützen Alex Meier und Stefan Aigner ist die eine Ursache, es gibt jedoch auch andere Erklärungsansätze. "Im Spiel nach vorne hat es gefehlt, wir sind kaum einmal in eine Abschlussaktion gekommen, darüber müssen wir uns Gedanken machen", stellte Sportdirektor Bruno Hübner treffend fest. Ein erster Blick auf die Statistik stiftet daher große Verwirrung. Sie weist bei den Torschüssen ein Verhältnis von 13:11 zugunsten der Borussia aus. Elf Torschüsse der Eintracht? Das muss ein Versehen sein. Ist es nicht. In der kicker-Matchtracker-App etwa wird jeder gezählte Torschuss detailliert aufgeschlüsselt. Unter der Rubrik "Tore und Torabschluss" ist für die Eintracht folgendes notiert. Schüsse auf das Tor: keine. Schüsse neben das Tor: zwei (Kittel in der 31. Minute und Valdez in der 40.). Bleiben noch die geblockten Schüsse. Dort sind ganze neun notiert und hübschen daher die magere Ausbeute oberflächlich auf. Unterm Strich bleiben also nur zwei Abschlussversuche in 90 Minuten, die beide das Gehäuse des beschäftigungslosen BVB-Keepers Mitchell Langerak verfehlten. Eine erschreckende Bilanz. Stürmer Nelson Valdez, der immerhin ackerte, aber ebenso harmlos blieb wie seine Kollegen, klagte: "Nach vorne war es schwierig, wir haben uns praktisch keine Torchance herausgespielt. Da fehlt am Ende die Qualität, wenn so wichtige Leute nicht dabei sind." Damit hat er wohl recht, allerdings wirft das ein schlechtes Licht auf ihn, übt er doch an sich selbst Kritik. Wäre nämlich Alex Meier (Saisonaus nach Knie-OP), mit 19 Toren nach wie vor bester Torschütze der Liga, weiter einsatzbereit, würde Valdez vermutlich auf der Bank sitzen. Spielt er als Meier-Vertreter, fehlt Qualität - und Tore. Seit drei Spielen fehlt Meier, seit drei Spielen ist die Eintracht torlos. Stefan Aigner (9 Tore) erzielte nach Meier die zweitmeisten Treffer. Wenn er zusätzlich fehlt, wie in Dortmund wegen Adduktoren- und Muskelbeschwerden, läuft vorne offensichtlich gar nichts mehr. Das Comeback des 27-Jährigen, möglichst schon am Samstag in Bremen, wird herbeigesehnt. "Wir brauchen Aigner, auch für unser Spiel zuhause. Man sieht, dass über die Flügel relativ wenig kam. Von daher hoffen wir, dass er wieder zur Verfügung steht", erklärt Hübner. Spieler aus der zweiten Reihe bieten sich nur bedingt an Der Verweis auf fehlende Stammspieler - neben Meier und Aigner fielen noch Russ (nach Knie-OP wieder ins Training eingestiegen) sowie die Gelb-gesperrten Anderson und Oczipka aus - ist legitim. Andererseits ist das schwache Engagement des Teams beim BVB nur schwer zu erklären. Zumal die Vertreter der genannten Akteure die Chance hatten, sich zu empfehlen. Die Mannschaft spulte nur 113,59 Kilometer ab, der viertschlechteste Wert am 30. Spieltag. Läuferisches Engagement ist nicht alles. Für viele spielerisch limitierte Teams in der Außenseiterrolle sollte es jedoch die Grundlage bilden, um erfolgreich zu sein. Lucas Piazon (kicker-Note 5) machte es mit den meisten zurückgelegten Kilometern (11,91) zwar vor, wie ineffektiv man laufen kann. Dennoch erhöht eine hohe Laufstrecke mit der entsprechenden Anzahl an Sprints und intensiven Läufen generell die Chancen, in aussichtsreiche Abschlusspositionen zu kommen oder gegnerische Angriffe zu vereiteln. Für Piazon sind beispielsweise nur 18 Sprints notiert. Auch kein anderer Eintracht-Spieler hat über 30 vorzuweisen, während Pierre-Emerick Aubameyang 43-mal sprintete. Wie bei seiner Vorlage zum 2:0. Slobodan Medojevic und Alexander Madlung führten ihre Rückwärtsbewegung in der gleichen Szene hingegen gar nicht beziehungsweise nur im Dauerlauf-Tempo durch. Der ebenfalls sprintende Torschütze Shinji Kagawa (28 Sprints) hatte daher freie Bahn.
Einen Schritt zu spät dran: Nelson Valdez lief wie die Eintracht dem BVB um Henrikh Mkhitaryan (re.) meist hinerher.

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