DORTMUND Die Fans von Borussia Dortmund sind bekannt für ihr besonderes Gespür. Als ihre Mannschaft im vergangenen Herbst Negativ-Erlebnis an Negativ-Erlebnis reihte, unterstützten die BVB-Anhänger ihr Team trotzdem. Es war daher keine Überraschung, dass sie auch an diesem Samstag wussten, was zu tun war.
Echte Liebe: Auch für Jürgen Klopp war gab es Gänsehaut-Momente gegen den SC Paderborn.
88 Minuten konzentrierten sie sich aufs Spiel, erst dann waren die Huldigungen an ihren scheidenden Trainer an der Reihe. Es waren bewegende Momente – nicht nur für Jürgen Klopp selbst.
„Ich muss ehrlich gestehen, dass ich Gänsehaut hatte, als die Fans seinen Namen gerufen haben“, gab Marcel Schmelzer nach dem 3:0-Sieg über den SC Paderborn unumwunden zu. Der Linksverteidiger ist die vergangenen sieben Jahre treu an Klopps Seite marschiert. Er wurde unter ihm Meister, Pokalsieger, Champions-League-Finalist und Nationalspieler. Das Verhältnis der beiden ist ein besonderes. Es war daher ein schmerzender Moment für Schmelzer, als Klopp am vergangenen Mittwoch seinen Rücktritt zum Saisonende offenlegte.
Nebengeräusche ausgeblendet
„Wir haben sieben Jahre miteinander verbracht, super Erlebnisse gefeiert, deshalb war es ein Schock, davon zu erfahren“, erklärte Marcel Schmelzer gestern. Doch der 27-Jährige und seine Teamkollegen verstanden es, die Nebengeräusche für die 90 Minuten gegen Paderborn auszublenden und das umzusetzen, was sie sich intern vorgenommen hatten – und zwar „uns im Endspurt richtig, richtig den Arsch aufreißen“, wie es Schmelzer ohne Rücksicht auf jegliche Etikette verriet.
Auch die Fans hatten verstanden: „Jetzt geht es um den Verein und der ist größer als wir alle“, stand vor dem Anpfiff in großen Lettern auf einem Banner auf der Südtribüne. Die „Sentimentalitäten“, wie es Klopp vor der Partie genannt hatte, spielten erst einmal keine Rolle. Es zählte das gute Ergebnis gegen Paderborn.
"Jürgen Klopp"-Chöre
Erst als die Partie entschieden und der BVB deutlich führte, schwenkten die schwarzgelben Anhänger um. „Jürgen Klopp! Jürgen Klopp!,“ skandierten sie in den letzten Minuten des Spiels. Als sich die Mannschaft und Klopp nach dem Abpfiff dann Richtung Südtribüne aufmachten, erreichte der Lautstärke-Pegel ungeahnte Höhen. Der BVB-Trainer schritt seine aufgereihten Spieler ab, klatschte ihnen gratulierend auf die Schultern und machte sich dann auf in Richtung Kabine.
Drei Finger streckte er auf den letzten Metern vor dem Kabinentrakt in die Höhe. Drei Finger für drei Heimspiele, drei Finger für ihn und seine mit ihm gehenden Co-Trainer Zjelko Buvac und Peter Krawietz. Er allein, das wollte er mit seiner Geste sagen, wäre nichts gewesen ohne seine beiden treuen Begleiter.
Ein Lied für alle
„Die Fans“, sagte er hinterher, „haben es toll gemacht. Aber wenn mal jemand ein Lied erfindet, in das alle drei Namen passen, dann höre ich noch lieber zu.“ Es war einer dieser typischen Klopp-Sätze. Einer, für den ihn die Menschen mit schwarzgelbem Herzen so lieben gelernt haben in den vergangenen sieben Jahren. Eine Woche bleibt ihnen, den Wunsch ihres Trainers zu erfüllen. Es wäre keine Überraschung, wenn ihnen auch dieses Kunststück gelänge.
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