Friday, May 29, 2015

Das sollten BVB-Rudelgucker über den Flughafen Tempelhof wissen

DORTMUND / BERLIN 30.000 BVB-Fans sehen das DFB-Pokalfinale nicht im Olympiastadion, sondern auf dem 16 Kilometer entfernten Flughafen Tempelhof - ein magischer Ort, wie unsere Reporter bei einem Besuch vor dem Finale erfahren konnten. Hier die bewegte Geschichte des Flughafens und Informationen zum Public Viewing.
Dieser amerikanische "Rosinenbomber" war tatsächlich während der Luftbrücke 1948 und 1949 im Einsatz.
Dieser amerikanische "Rosinenbomber" war tatsächlich während der Luftbrücke 1948 und 1949 im Einsatz.


Am Flughafen Tempelhof ist die Zeit stehen geblieben. Irgendwo in den 60ern, vielleicht den 70ern. Wer die große Haupthalle mit dem Kofferband in der Mitte, der längst nicht digitalisierten Ankunftstafel und der mit schweren Holzmöbeln ausgestatteten Bar betritt, der mag kaum glauben, dass hier 2008 noch Flugzeuge abgehoben sind. Aber genau deshalb ist dieser Ort so faszinierend, so spannend, so beliebt.
Erbaut wurde der Flughafen 1936 von den Nationalsozialisten. In nur 18 Monaten war der Rohbau fertig. Architekt Ernst Sagebiel hatte für diese Zeit ziemlich moderne Pläne entworfen. Prunkstück des Flughafen-Gebäudes ist das 1,5 Kilometer lange Dach. Eine selbsttragende Konstruktion. Unter diesem Dach wird für die BVB-Fans am Samstag auch die Leinwand zum Public Viewing aufgebaut.

25 Prozent der Pläne nicht umgesetzt

Den allerschönsten Blick auf das Tempelhofer Feld und Berlin haben Besucher oben vom Dach. In den ursprünglichen Plänen waren eigentlich Tribünen auf dem Dach vorgesehen, die Platz für 100.000 Leute bieten sollten. Doch die Nazis stellten diesen Flughafen nie ganz fertig. Gut 25 Prozent der Pläne wurden nie umgesetzt, sagt Ingo Gräning von der Wisag Wachsicherheit. Er kennt diesen Flughafen in- und auswendig.
Nach dem Krieg wurde der Flughafen Tempelhof zum amerikanischen Hohheitsgebiet. Die Amerikaner bauten Start- und Landebahn. Erst 1951 begann der zivile Luftverkehr. Berühmt wurde der Flughafen allerdings drei Jahre zuvor mit der Berliner Luftbrücke. Als 1948 sowjetische Truppen alle Zufahrtswegen nach West-Berlin versperrten, konnte die Stadt nur noch über die Luft versorgt werden - die Flugzeuge aus West-Deutschland landeten am Flughafen Tempelhof. 
Nur noch 350.000 Fluggäste zum Schluss
In den 70ern stieß der Flughafen mit 5,8 Millionen Passagieren im Jahr an seine Grenzen. Berlin-Tegel wurde gebaut. Im letzten Jahr, 2008, flogen nur noch 350.000 Menschen ab Berlin-Tempelhof. Seit 1995 steht das Gebäude unter Denkmalschutz - es ist Europas größtes zusammenhängendes Baudenkmal.
Seit 2011 kümmert sich die Tempelhof Projekt GmbH um den Flughafen. "Unsere Aufgabe ist es das Gebäude zu managen und zu schützen", sagt Pressesprecherin Irina Dähne. Der Flughafen Tempelhof soll lebendig bleiben, auch wenn hier seit langem keine Flugzeuge mehr abgehoben sind. Gut 100 Mieter sind im Gebäude untergebracht. Es gibt hier Probenräume und Ateliers. Berlins Polizeipräsident hat hier seinen Sitz. Und die Siegmund-Freud-Universität.
Besonders wichtig und beliebt sind aber die gut 90 Veranstaltungen im Jahr: Messen, Festivals, Autorennen, Konzernversammlungen - oder eben Public Viewings. Bislang seien aber nur Weltmeisterschaften und Olympiaden hier auf Leinwänden übertragen worden, erinnert sich Ingo Gräning. So ein Public Viewing zum Pokalfinale, das ist eine Premiere. 

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