Sunday, May 31, 2015

Jürgen Klopp verlässt den BVB ohne Happy End


BERLIN Als alles vorbei ist, endgültig, da springt Jürgen Klopp von seinem Platz auf und läuft ein paar Schritte auf das Spielfeld. Er dreht sich, schaut auf die Tribüne hoch und klopft sich kurz mit der rechten Hand aufs Herz. Dann gratuliert Klopp den Gegnern. Nichts wird es mit dem großen Titel, dem Klopp-Finale, dem Triumph zum Ausklang seiner sieben Jahre beim BVB. Ein Ende ohne Pott.

Die Ära Jürgen Klopp beim BVB ist beendet.
                                   Die Ära Jürgen Klopp beim BVB ist beendet. 


Die Fans stimmen direkt Sprechchöre an, „Jürgen Klopp“, „Jürgen Klopp“, rufen sie. Schlagartig, nach diesem bitteren Ende, ist der Abschied greifbar. Ernüchtert, erschöpft wirkt der Trainer, traurig. „Die Sprechchöre waren schön für mich, doch in dem Moment kann dich nichts trösten“, sagt er später.

"Richtig Bock"

Klopp geht zu den Fans, dankt, applaudiert. Und zeigt an, dass die Mannschaft Trost und Ermunterung brauche. Die Mannschaft, die er geschaffen hat. Die vier Jahre hintereinander in einem Endspiel stand, und die letzten dreimal als Verlierer vom Platz ging. Diese Mannschaft, sie wird im Wesentlichen bleiben. Klopp geht.

Dabei ist alles angerichtet für einen Adieu mit Saus und Braus. Klopp hat „richtig Bock“ auf diese Partie, sagt er. Im schwarzen Trainingsanzug und mit gelber Pöhlerkappe auf dem Kopf steht er am Spielfeldrand und es wirkt so, als habe dieses 47-jährige Energiebündel seine Spieler noch einmal so richtig elektrisiert.

Alles läuft nach Plan

Klopp peitscht an, feiert jeden gewonnenen Zweikampf euphorisch, ballt die Faust bei einer gelungenen Abseitsfalle. Das 1:0 durch Aubameyang saugt er tief in sich hinein. Zwei Fäuste, die Säge mit dem angewinkelten Unterarm. Alles läuft nach Plan, das ist ein vielversprechender Auftakt.

Ganz viel von dem, was seine Mannschaft da zeigt, gefällt ihm. Doch Wolfsburg schlägt zurück, und Klopp, der so gallig und gierig an der Linie mitarbeitet, dass es aussieht, als wolle er am liebsten selber spielen, steht hilflos da. Nach dem Ausgleich beschwert er sich ausgiebig über den Freistoß, der zum Treffer führte. Nach dem 1:2 wedelt er wild mit den Armen, ruft „Weiter, weiter“.

Spieler werden hektisch

Doch die Spieler wirken leicht geschockt, irritiert. Manche werden hektisch. Klopp steht an der Seitenlinie, mit den Händen hinter dem Rücken oder in den Hosentaschen, und grübelt, was er tun kann. Schon fällt das 1:3, und da ist der Trainer sprachlos. Stumm. Leer. Wie versteinert wirkt seine Miene. „Wenn man etwas so sehr wünscht, und man es dann nicht erreicht, dann braucht man einen Moment.“

„In der Pause hatte ich das Gefühl, dass wir es noch packen, dass es ein Spektakel wird“, meint Klopp später. Der Start in Hälfte zwei gelingt wieder gut. Ein Tor, der Anschlusstreffer, der die Partie nochmal ins Kippen bringen könnte, der fällt aber nicht. Doch nach 60 Minuten, als die große Abschiedsparty ihm langsam aus den Händen gleitet, da setzt sich Klopp hin. Auf die Bank. Die Enttäuschung bricht sich Bahn, langsam schwindet der Glaube. Es bräuchte ein Wunder. Doch es gibt keins.

"Das tut extrem weh"

„Es fällt mir schwer, loszulassen. Der Abschiedsschmerz kommt langsam, das tut extrem weh“, sagt Klopp. Als Klopp seine silberne Verlierermedaille von Bundespräsident Joachim Gauck annimmt, spendet das Publikum Applaus. Warmen Applaus. Klopp wirft noch Luftküsse in die Menge, und dann springt er davon. Von der großen Bühne runter.

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