Tuesday, May 5, 2015

Wie Libuda Shanklys FC Liverpool düpierte

Die Wetten in den englischen Zeitungen standen 7:4 und 5:2 für den FC Liverpool. Auch für dessen Manager Bill Shankly stand außer Frage, wer am 5. Mai 1966 das Endspiel im Europapokal der Pokalsieger gewinnen würde: "Wir sind unschlagbar." Shankly irrte. Heute auf den Tag vor 49 Jahren feierte Borussia Dortmund den bis dahin größten Triumph in der Geschichte des deutschen Vereinsfußballs und bezwang Liverpool nach Verlängerung mit 2:1. 42.000 Zuschauer im Hampden Park von Glasgow erlebten nach Treffern von Siggi Held (61.) und Stan Libuda (107.) bei einem Gegentor von Hunt (68.) den ersten deutschen Sieg in einem internationalen Wettbewerb. "Europa ist sich einig, dass eine würdige Mannschaft das Finale gewann", notierte der kicker in seiner aktuellen Ausgabe. Bei der Rückkehr nach Dortmund jubelten 300.000 Menschen ihren Helden zu - vor allem Mannschaftskapitän Wolfgang Paul, der in den 120 Minuten gegen Liverpool "wie eine Eiche stand" (Westfälische Rundschau), und Libuda, dessen Heber aus großer Distanz die Partie entschied. "Von seinem Siegtor wird man noch nach Jahren reden", schrieb Walter Setzepfand im kicker. Er sollte damit recht behalten: Libuda glückte ein Tor für die Ewigkeit, nur vergleichbar mit dem von Lars Ricken im Champions-League-Finale von 1997 gegen Juventus Turin (3:1). Multhaup: "Der Stan ist ein Künstler" Libuda hatte sich an diesem Abend alles für den einen, großen Moment aufbewahrt. Einen abprallenden Ball schoss er in hohem Bogen aufs Tor, und der Ball wäre vom Pfosten ins Feld geprallt, wenn ihn Liverpools Ron Yeats nicht in den eigenen Kasten bugsiert hätte. BVB-Trainer Willy Multhaup schwärmte: "Der Stan ist ein Künstler, der ist im ganzen Spiel nur eineinhalb Minuten am Ball und bringt es trotzdem fertig, gut auszusehen." Ausgerechnet der Siegtorschütze wäre auf dem Weg nach Schottland fast verloren gegangen. Bei der Zwischenlandung in Manchester telefonierte Libuda länger als erwartet mit seiner Gattin. "Obmann Storck sorgte dafür, dass der Dribbelkünstler doch noch an Bord der Maschine kam, die mit Verspätung nach Glasgow abhob", heißt es in der 2009 veröffentlichten Hundert-Jahr-Chronik der Borussia.
Auftakt zur Sternstunde des deutschen Vereinsfußballs: Dortmunds Kapitän Wolfgang Paul (li.) bei der Seitenwahl mit Liverpools Ron Yeats.

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