Friday, May 1, 2015

Hoffenheims Baumann über Gegenwind und Europa

DORTMUND Die Saison 2013/14 endete - und damit eine Ära: Nach 14 Jahren in Freiburg ging Oliver Baumann nach Hoffenheim. Ein Wechsel, der sich für den Torhüter bislang auszahlte. Vor dem Spiel gegen den BVB hat Johannes Mohren mit ihm über die TSG, die Europa League und Nationalmannschafts-Träume gesprochen.
____________________________________________________________________________________ Herr Baumann, haben Sie am Dienstag mit einem weinenden Auge auf das DFB-Pokal-Duell in München geschaut? (zögert) Weinendes Auge, wieso? Es fehlte nicht viel, und Hoffenheim hätte statt Borussia Dortmund im Halbfinale gestanden. Bis zum Traumtor von Sebastian Kehl war Ihre Mannschaft im Viertelfinale beim BVB gut im Spiel … Achso! Klar, es wäre ein tolles Spiel für uns gewesen, ein Halbfinale in München. Aber so ist Fußball. Man hat gesehen, wie eng solche Duelle sind – sowohl unser Spiel in Dortmund als auch die Partie jetzt am Dienstagabend in München. Ihre Pokal-Partie beim BVB hat trotz der Niederlage gezeigt, dass Hoffenheim die Dortmunder gehörig ins Wanken bringen kann. Was sagt das Spiel aus über die Stärken Ihres Teams? Wir haben in dem Spiel großen Kampf gezeigt. Wir haben ganz vorne angefangen konsequent zu verteidigen, dann auch unsere Offensivstärke auf den Platz gebracht – und zwei schöne Tore geschossen. Wenn wir so wieder spielen – so verteidigen und dann auch noch vorne unsere Qualität zeigen – haben wir immer eine Chance, Punkte mitzunehmen. Oft wird die Offensive um Ihre Teamkollegen Volland und Firmino als das Prunkstück gefeiert – die Defensive mehr als Problemzone gesehen. Die Statistiken stärken diesen Eindruck: 48 Gegentore haben Sie kassiert, es ist der höchste Wert unter den Top-8-Mannschaften. Ärgert Sie das als Torwart? Gegentore ärgern mich persönlich grundsätzlich immer. Aber man muss auch ein Stück weit die Entwicklung von Hoffenheim sehen. Da ging es im Vergleich zum vergangenen Jahr in der Defensive im positiven Sinne steil bergauf. In dieser Saison sind wir eigentlich sehr, sehr oft stabil gewesen. Klar ist ab und an das ein oder andere blöde Gegentor dabei, aber da ist jetzt nichts, was mich extrem negativ stimmt. Es gab schon ein, zwei Spiele, die wir unnötig verloren haben. Da müssen wir uns einfach für die Zukunft vornehmen, das abzustellen, konsequenter zu werden. Aber ich glaube, gerade beim letzten Spiel in Hannover (Anm. d. Red.: 2:1-Auswärtssieg für die TSG) haben wir wieder ein gutes Gesicht gezeigt. „Haben Sie eine Kristallkugel?", hat ihr Mitspieler Sebastian Rudy in unserem Interview vor dem Hinspiel gefragt – darauf angesprochen, ob es die TSG zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in den europäischen Wettbewerb schafft. Nun sind es noch vier Spieltage bis zum Schluss, Ihr Team ist Siebter. Was antworten Sie auf die Frage? Es wäre natürlich schön für alle Beteiligten, wenn es mit dem internationalen Geschäft klappt. Fakt ist aber, dass wir immer noch nicht viel sagen können. Es ist wahnsinnig eng, wir spielen noch gegen direkte Konkurrenten. Da wird es sich dann zeigen, das wird richtungweisend sein. Dazu zählt auch das Spiel gegen Dortmund. Derzeit liegen Sie einen Punkt vor den Dortmundern. Ist das Duell schon eine Vorentscheidung? Ich glaube, dass sich die Entscheidung noch ein Stück weit ziehen wird. Es kann durchaus sein, dass es bis zum letzten Spieltag offen bleibt – das hängt natürlich auch davon ab, wie die anderen spielen. Nach dem Spiel gegen Dortmund ist – denke ich – noch nichts entschieden, egal wie es läuft. Wie wichtig wäre es für Sie persönlich, mit Hoffenheim in den internationalen Wettbewerb zu kommen? Für mich persönlich wäre es natürlich auch eine tolle Sache, wieder international zu spielen, mehr Erfahrung zu sammeln, mich weiterzuentwickeln und auch auf dem Niveau zu zeigen, was ich kann. Ich durfte das ja schon einmal mit Freiburg (Anm. d. Red.: Saison 2013/2014) erleben. Allerdings fehlte unserem Kader damals die Breite. Wir hatten dadurch wenig Chancen weiterzukommen. Ich glaube, dass wäre mit dieser Mannschaft in Hoffenheim anders. Die kommende Saison ist die vor der Europameisterschaft. Schielen Sie auf die Nationalmannschaft? Ich konzentriere mich erst einmal nur hier auf meine Leistung, auf den Verein – den Rest entscheiden andere. Ich kann nur versuchen, meine Arbeit gut zu machen und der Mannschaft zu helfen. Natürlich wäre die Nationalmannschaft ein Traum. Aber wie gesagt: Entscheiden kann ich das leider nicht.

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