Tuesday, June 16, 2015

BVB-Neuzugang Julian Weigl: "Tuchel hat mir seinen Plan gezeigt"


Julian Weigl war für die DFB-U20 bei der WM in Neuseeland aktiv
Julian Weigl war für die DFB-U20 bei der WM in Neuseeland aktiv 



Julian Weigl spricht im exklusiven Interview über den Wechsel von 1860 München zu Borussia Dortmund, Tuchels Pläne, die Erfahrungen aus der Relegation und die U20-WM in Neuseeland.
Heimlich, still und leise gingen die Transferverhandlungen zwischen Borussia Dortmund, 1860 München und Julian Weigl über die Bühne. Mit dem 19-Jährigen hat sich der BVB ein großes deutsches Talent geangelt, das bei einigen anderen europäischen Topklubs auf der Liste stand. Weigl ist im defensiven Mittelfeld flexibel einsetzbar und war in der Zweitligasaison von 1860 einer der besten Spieler des Teams. Ein paar Tage führte er seine Mannschaft sogar als Kapitän aufs Feld.
Nun geht Weigl seinen nächsten Karriereschritt und wechselt zu Borussia Dortmund. Im Sommer bekommt er gar ein paar Tage mehr Erholung, als er es sich wohl gewünscht hätte. Als er bei der U20-WM in Neuseeland mit einer Gehirnerschütterung beim Elfmeterschießen gegen Mali im Viertelfinale nur noch zugucken konnte, zeigten seine Mitspieler Nerven und schieden aus. Im exklusiven Goal-Interview spricht Weigl über die ereignisreiche Saison, die Gründe für den Wechsel nach Dortmund und seine Hoffnung auf einen Stammplatz.
Herr Weigl, haben Sie die Relegation mit 1860 München inzwischen verarbeitet?
Julian Weigl: Das waren natürlich aufreibende Tage. Wir hatten enormen Druck in den Tagen der Relegation, da viele Arbeitsplätze im Verein auf der Kippe standen. Mittlerweile, auch mit dem Abstand, bei der U20-WM in Neuseeland zu sein, habe ich das alles gut verarbeitet. Dadurch, dass wir das Ende positiv gestalten konnten, ist es einfacher gewesen, das Ganze zu verarbeiten.
Wie geht es nach der wechselhaften Saison in den kommenden Jahren weiter bei 1860 München?
Weigl: Ich denke, das war enorm wichtig, dass der Verein in der Zweiten Bundesliga bleibt. Ich habe großes Vertrauen in Torsten Fröhling, den Trainer der Mannschaft. Ich glaube, er wird eine schlagkräftige Mannschaft zusammenstellen, die zumindest wieder attraktiveren Fußball spielen wird, als wir es in der vergangenen Saison gemacht haben. Ich hoffe und glaube, dass die Mannschaft nicht mehr gegen den Abstieg spielen wird.

Für Sie persönlich war es ebenfalls eine Saison mit Höhen und Tiefen. Wie fällt Ihr persönliches Fazit aus?
Weigl: Es war ein Auf und Ab in dem vergangenen Jahr. Ich kann viel mitnehmen, habe viel gelernt. Vor allem, was die Zweikampfführung und die Härte in der 2. Bundesliga angeht. Ich habe mich bei jedem Trainer wieder empfehlen können und meinen Stammplatz erkämpft. Deshalb bin ich dankbar, dass ich die Saison so erleben durfte. Neben den kleinen Tiefs muss man immer das Positive sehen.
Wie ist es nach der langen Saison um Ihre Kräfte bestellt? Immerhin haben Sie noch an einer Weltmeisterschaft teilgenommen ...
Weigl: Es war auf jeden Fall eine kraftaufreibende Saison. Wir hatten durch die Relegation zwei Spiele mehr als die anderen Mannschaften, und ich hatte in der Saison viele Spielanteile. Aber ich bin ganz gut drauf. Wie im Verein legen sie beim DFB großen Wert darauf, dass wir zwischen den Spielen regenerieren. Ich durfte bei der WM in Neuseeland drei Spiele bestreiten und bin gut durchgekommen. (Anm. d. Red.: Im Spiel gegen Mali erlitt Weigl eine Gehirnerschütterung)
Ist die Weltmeisterschaft in Neuseeland für Sie eine Bestätigung Ihrer Entwicklung oder empfinden Sie das Turnier nach der Saison als störend?
Weigl: Für mich ist es auf jeden Fall eine Bestätigung. Ich habe mir in der Mannschaft einen Stammplatz erkämpft. Das war die gesamte Saison über mein persönliches Ziel, dass ich bei der Weltmeisterschaft spielen darf. Ich habe die Chance, mich mit den Besten in meinem Jahrgang zu messen. Diese Chance bekommt nicht jeder Spieler in meinem Alter.
Wie sah die Arbeit des DFB-Teams bei dem Turnier aus?
Weigl: Klingt abgedroschen, aber wir haben von Spiel zu Spiel geschaut. Es ist uns gelungen, in jedem Spiel unsere Leistung abzurufen. Als Team haben wir uns gut zusammengefunden. Wir haben uns auf jeden Gegner gut vorbereitet und Videoanalysen gemacht. Mali hat uns einiges abverlangt. Ich bin mit unserer Mannschaft sehr zufrieden.



Bei der WM sind viele Scouts anwesend, Sie haben schon einen neuen Verein. Warum die Entscheidung für Borussia Dortmund?
Weigl: Mein Traum war es immer, in der Bundesliga zu spielen. Die Möglichkeit hat mir der BVB nun geboten. Ich habe gedacht, es ist an der Zeit, den nächsten Schritt zu wagen und meine spielerischen Qualitäten auf der höchsten Bühne zu zeigen. Ich hatte sehr gute Gespräche mit Thomas Tuchel, bei dem ich denke, dass er mich weiterbringen kann. Es ist eine Ehre, unter ihm zu trainieren. Aber auch von den Spielern dort kann man viel lernen. Das Projekt, das mir aufgezeigt wurde, hat mich überzeugt. Dass der BVB zudem ein richtig geiler Verein ist, brauche ich niemandem zu erzählen.
Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit dem neuen Verein?
Weigl: Ich war einmal mit meinem Vater im Stadion. Das war 2010. Das Gänsehautfeeling werde ich nie vergessen.
Sie haben gesagt, Tuchel hätte Sie im Gespräch überzeugt. Wie?
Weigl: Der Trainer hat mir erzählt, wie er mich einschätzt, was er von mir gesehen hat und welche Pläne er mit mir hat. Seine Analyse war sehr treffend. Das, was er mit mir vorhat, hat mich enorm überzeugt. Er hat mir deutlich gemacht, dass er mit mir arbeiten möchte. Ich denke, unsere Zusammenarbeit birgt großes Potenzial für mich.
Der BVB hat viele Mittelfeldspieler. Wie sehen Sie Ihre Chancen auf Einsatzzeiten?
Weigl: Ich sehe mich im Kader in der Herausfordererposition. Ich werde versuchen, mich möglichst schnell an das Tempo und die Härte zu gewöhnen, um früher oder später eine Option zu sein. Wie schnell das geht, kann ich jetzt nicht sagen. Ich freue mich aber riesig auf die Möglichkeit, beim BVB eine Chance zu bekommen.
Würden Sie auch den Umweg über die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund gehen?
Weigl: Man muss abwarten, wie es sich entwickelt. Auf jeden Fall macht das Sinn, wenn man lange keine Einsatzzeiten bekommt. Ich hoffe dennoch, dass ich häufig im Kader sein werde und auch spielen darf. Ich gehe nicht als Spieler mit 40 Zweitligaspielen zum BVB, um wieder in der U23 zu spielen. Das wäre der falsche Ansatz.


Julian Weigl (links) erarbeitete sich bei 1860 München einen Stammplatz

Woran müssen Sie dann persönlich arbeiten, um den Umweg zu vermeiden?
Weigl: Ich muss auf jeden Fall im Kraftbereich zulegen. Darüber haben wir bereits gesprochen. Ich werde ein spezielles Athletiktraining machen, um an meiner Statur und an meiner Robustheit zu arbeiten. Auch an meiner Schnelligkeit kann ich noch arbeiten. Meine Stärken will ich weiterentwickeln. Dadurch fällt man als Spieler auf und deswegen muss ich mich weiter um mein Passspiel kümmern und meine Spielstärke verbessern.
Vor Ihnen sind bereits Sven Bender und Moritz Leitner den Weg von 1860 zum BVB gegangen. Haben Sie sich bei den beiden über den neuen Verein erkundigt?
Weigl: Nein, wir hatten keinen Kontakt.
Die beiden spiegeln aber Ihre Position wider. Beide spielen im defensiven Mittelfeld. Sehen Sie sich eher als Achter oder als Sechser?
Weigl: Ich sehe mich als klassischen Sechser. Ich habe das Spiel am liebsten vor mir, um von dort die Kontrolle zu haben. Ich habe aber auch schon auf der Acht gespielt und kann das auch.
Was sind ihre Ziele beim BVB und mit dem BVB?
Weigl: Ich will unbedingt attraktiven Fußball spielen. Das hat die Mannschaft in den vergangenen Jahren schon gemacht. Nun möchte ich ein Teil davon sein.
                                 

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