Wednesday, June 24, 2015

Gündogan und der BVB nähern sich wieder an

DORTMUND Bislang lief es meist so: Ein herausragender Spieler des BVB wechselt zu einem europäischen Spitzenklub und kehrt dann später reumütig zurück. Ilkay Gündogan könnte nun das seltene Kunststück gelingen, der erste Borusse zu werden, der gar nicht wirklich weg war, bevor er zu den Westfalen zurückkehrt. 

Er hatte die Koffer schon gepackt - und bleibt jetzt vermutlich doch beim BVB: Ilkay Gündogans Pläne gingen nicht auf.
Er hatte die Koffer schon gepackt - und bleibt jetzt vermutlich doch beim BVB: Ilkay Gündogans Pläne gingen nicht auf. 


Bis weit in den frühen Morgen hinein tanzte sich Ilkay Gündogan nach dem verlorenen Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg (1:3) auf der offiziellen Party des BVB den Frust aus der Seele. Für den Nationalspieler waren es - Stand damals - die letzten gemeinsamen Momente mit seinen alten Kollegen. Ab Juli würde er für einen neuen Klub auflaufen, nur das Ziel stand noch nicht fest, als er zusammen mit Kevin Kampl die Tanzfläche des Berliner Kraftwerks rockte. So lautete zumindest Gündogans Plan.

Plan geht nicht auf

Rund einen Monat später muss man festhalten: Der Plan ist zumindest bislang nicht aufgegangen - zu einer Einigung über einen Wechsel in diesem Sommer kam es nicht. Nach Informationen unserer Redaktion waren für Gündogan der FC Bayern München und der FC Barcelona die Wechseloptionen. 

Das Risiko, den zuerst lange verletzten, dann äußerst formschwachen Gündogan für ein teures Gesamtpaket aus Ablöse und Gehalt zu verpflichten - ohne zu wissen, ob er es je würde zurückzahlen zu können - erschien den Interessenten offenbar als zu groß. Und so ist ein Verbleib beim BVB - inklusive einer Vertragsverlängerung - inzwischen die wahrscheinlichste Variante. „Wir haben eine gute Basis“, sagte dazu Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc am Mittwoch auf Anfrage.

Kein zweiter "Fall Lewandowski"

Ende April klang das auch von Vereinsseite noch anders. Damals verschickte der BVB eine dürre Pressemitteilung, in der er darüber informierte, dass die Zusammenarbeit mit Gündogan spätestens 2016 enden werde. Einen Monat später erklärte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, Gündogan verlasse die Borussia im Sommer. „Das“, so Watzke damals in der "Sport Bild", "steht außer Frage." Einen zweiten "Fall Lewandowski" werde es nicht geben. 

Die Kehrtwende, die von Gündogans Berater und dem BVB seit einigen Tagen anmoderiert wird, lässt daher beide Parteien auf den ersten Blick erst einmal schlecht aussehen. Die Fans der Schwarzgelben äußern sich in den sozialen Netzwerken überwiegend empört. Gündogan, so ihr Vorwurf, habe sich auf der Jagd nach dem dicksten Gehaltsscheck verzockt - und der BVB, der das Motto „Echte Liebe“ auf allen Kanälen propagiert, seine Werte verraten. Werbe er doch nun wieder um einen Spieler, der den Klub eigentlich für eine schönere Braut verlassen wollte.

Lukrativer Vertrag

Dieses Sichtweise indes ist zu einfach. Gündogans Chancen, seine alte Gala-Form wieder zu erreichen, dürften in Dortmund weitaus größer sein als in den starbesetzten Kadern von München oder Barcelona. Das verbessert wiederum die Zukunftsaussicht auf einen lukrativen Vertrag bei einem von Europas Eliteklubs.

Und der BVB behält einen potenziellen Starspieler - den er im Idealfall 2016 für deutlich mehr Geld verkaufen kann als es in diesem Sommer möglich gewesen wäre. Am Ende könnten also alle Seiten von dieser merkwürdigen Wechselposse profitieren.

Restrisiko trägt der BVB

Das Restrisiko allerdings trägt der BVB allein: Findet Gündogan doch noch in diesem Sommer einen neuen Verein, stehen die Verantwortlichen entblößt da. Verlängert er und spielt weiter schwach, steht sein dann angehobenes Gehalt in keinem Verhältnis. 


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