Gonzalo Castro macht Ilkay Gündogan nach dessen Transferposse künftig Konkurrenz in der Mittelfeldzentrale des BVB. Castro kommt mit viel Vorschuss, Gündogan hat Kredit verspielt. Dabei ist der Nationalspieler für Neu-Coach Thomas Tuchel unersetzlich. Der Vergleich.

Thomas Tuchel mag’s flexibel. Der neue BVB-Trainer wird Borussia Dortmund nach der Ära Jürgen Klopp in der Bundesliga einen neuen Spielstil einimpfen. Nicht weniger als ein solcher Prozess ist zu erwarten, wie ihn Pep Guardiola mit Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und den Stars des FC Bayern in monatelanger taktischer Detailsarbeit ausgetüftelt hat. Eins ist klar: Für die Spieler wird’s kompliziert werden.

Tuchel will beim BVB flexible Systeme

Tuchel favorisiert gegen den Ball das flache 4-4-2-System, im Angriffspressing aber das 4-3-3. Schließlich ist der BVB-Coach bei eigenem Ballbesitz auch einem 4-2-3-1 gegenüber nicht abgeneigt, um möglichst die Kontrolle zu behalten. Gegen Gegner wie Juventus Turin, die Bayern oder Real Madrid rächten sich solche Kontrollverluste in den vergangenen Jahren.
Neu beim BVB: Trainer Thomas Tuchel

Tuchel geht es dabei um Antworten auf taktische Herausforderungen, die der BVB zuletzt unter Klopp immer öfter nicht mehr geben konnte. Zentrale Positionen bei dieser Mischung aus kultiviertem Ballbesitz und dynamisch explosivem Umschaltspiel sind die Sechs im defensiven Mittelfeld und die Acht, also das Bindeglied zwischen Abwehr, Schaltzentrale, „abkippenden“ Offensivspielern wie Henrich Mchitarjan und Marco Reus sowie Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang.

Gündogan, Bender, Ginter - alle noch da

Zu Beginn der Transferperiode wähnte man genau diese Positionen als drohende Großbaustellen. Der Abgang von Ilkay Gündogan schien nur eine Frage der Zeit; Lars „Manni“ Bender soll über einen Wechsel nachgedacht haben; Weltmeister Matthias Ginter wurde mit der halben Bundesliga in Verbindung gebracht. Doch sie alle sind noch da, und werden - Stand jetzt - auch bleiben. Hinzukommt Zugang Gonzalo Castro.

Zweikämpfer unter sich: Bastian Schweinsteiger (l.) und Ilkay Gündogan
Nicht wenige Experten erwarten, dass eben jener frühere Leverkusener und Gündogan um den offensiveren Part in Tuchels Planspielen wetteifern werden. Der 28-jährige Castro kommt mit der Empfehlung von neun Vorlagen in nur 22 Spielen, die er in der vergangenen Saison bestritt. Ein Topwert! In dieser Statistik ist der Neue besser als Gündogan (4). Aber eben nur in dieser. Das beweist der Spielervergleich im ​ran Magazin – der digitalen Bundesliga-Vorschau 2015/16. Mit diesem lassen sich beliebig alle Spieler aller Bundesligaklubs miteinander vergleichen.

Gündogan schießt deutlich öfters

Gündogan versus Castro - diese Konstellation zeigt bemerkenswerte Ergebnisse: So weisen zwar beide Spieler eine identische, durchschnittliche Laufdistanz auf - und zwar passable 10,3 Kilometer. Doch Gündogan schoss bei einem Spiel mehr (23) nicht nur ein Tor mehr (3). Der Nationalspieler gab auch deutlich mehr Torschüsse ab, sprich, er hatte mutmaßlich mehr Zug zum Tor. 40 Mal versuchte er sich, Castro kam auf 30 Torschüsse. Nicht nur das. Ob im DFB-Team oder beim BVB - Gündogan spielt zwar oft einen recht unauffälligen Part. Für Trainer und Mitspieler ist er aber umso wichtiger.
Starker Vorbereiter: Mittelfeldstratege Gonzalo Castro (r.)

Denn der 24-Jährige ist ein echtes „Arbeitstier“ auf dem Platz. Laut Spielervergleich im ran Magazin führt er durchschnittlich mehr als 23 Zweikämpfe pro Partie. Castro bringt es im Schnitt auf vier Zweikämpfe weniger. Zudem kommen „nur“ 74 Prozent der Pässe des ehemaligen Leverkuseners beim Mitspieler an. Bei Gündogan sind das ganz starke 86 Prozent. Er hat zudem durchschnittlich 82 Ballkontakte pro Partie, bei Castro dagegen sind es 62. Ein deutlicher Unterschied!

Gündogan wird Castro nicht weichen

Auch die physischen Atrribute sprechen für Gündogan. Dieser ist acht Zentimeter größer und in der Regel sieben Kilogramm schwerer als Herausforderer Castro. Wer nun also glaubt, dass Castro seinen Platz sicher hat, nur, weil er den BVB elf Millionen Euro kostete, könnte sich bald getäuscht sehen. Gündogan wird nach der Transferposse um seine Person im Jahr vor der EM 2016 in Frankreich alles dafür geben, seinen Status zu behaupten - im zentralen Mittelfeld, beim BVB, unter Tuchel.

Das ran Magazin - die digitale Bundesliga-Vorschau 15/16 ist im App Storeund ​Google Play Store verfügbar. Der digitale Sommerpausen-Begleiter ist immer up to date mit ausführlichen Geschichten zu allen 18 Bundesligaklubs. Im umfangreichen Datencenter finden Fußball-Fans alle Statistiken zu Ihren Lieblingsspielern und Ihren Klubs.