Monday, June 1, 2015

Borussia Dortmund: Saisonanalyse - Eine magisch-katastrophale Spielzeit

Borussia Dortmund v VfL Wolfsburg - DFB Cup Final


Borussia Dortmund beendete die abgelaufene Spielzeit am gestrigen Samstag mit einer Niederlage im Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg. Die 'Wölfe' schlugen den BVB im Berliner Olympiastadion verdient mit 3:1, die Westfalen setzten mit dem verlorenen Endspiel den Schlusspunkt einer verkorksten und katastrophalen Saison, in der das Menschliche das Sportliche in den Hintergrund gedrängt hatte. Eine Saisonanalyse.



Borussia Dortmund v VfL Wolfsburg - DFB Cup Final

Berlin. DFB-Pokalfinale 2014/15. Borussia Dortmund führt bereits nach fünf Minuten gegen den VfL Wolfsburg und spielt den Kontrahenten in den Folgeminuten förmlich an die Wand. Ganz Berlin wirkt elektrisiert, entfesselt, angetrieben von hunderttausenden schwarz-gelben, die die Hauptstadt am Finaltag eroberten und besetzten. Borussia-Trainer Jürgen Klopp lächelte am Spielfeldrand sein altbekanntes Sieger-Lächeln und trieb seine Jungs mit eisernem Willen an. Ein Abbild des BVB, den wir in den vergangenen sieben Jahren kennenlernen durften.

Dieses Gesicht zeigte der Ballspielverein in der abgelaufenen Saison allerdings zu selten. So auch im Pokalfinale. Noch in der ersten Halbzeit konnte der VfL Wolfsburg die Partie in ein 3:1 ummünzen, der BVB verlor - nach einigen fehlerhaften Schiedsrichterentscheidungen - den Glauben an den Sieg und an die eigenen Qualitäten. Einmal mehr liefen die Westfalen in dieser verrückt verfluchten Spielzeit nur als Zweiter ins Ziel. Stirbt der BVB, den wir gestern über 20 Minuten lang bewundern durften aus?

Das "System Klopp" ist beim BVB nicht mehr kompatibel

Tatsächlich ist er bereits beerdigt und begraben. Irgendwo im Dortmunder Westfalenstadion liegt dieser BVB meterweise unter der Erde - Eine Erinnerung an eine goldenen Ära, die ihr Ende spätestens im Sommer 2014 fand. Lediglich als Geist spukte dieser vergangene BVB durch die Stadien Europas und lebte durch die Personalisierung Jürgen Klopp weiter. Diese Zeit ist allerdings vorbei. Eine Erkenntnis, die auch der 'Pöhler' gewonnen hatte. Seinen Abschied aus Dortmund gab der zweifache Meistertrainer im April nach reiflichen Überlegungen bekannt - Das System Klopp hat sich in Dortmund ausgelaufen, ist auf die jetzige schwarz-gelbe Mannschaft kaum noch anzuwenden.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Nach den Abgängen von Säulen wie Nuri Sahin, Shinji Kagawa, Mario Götze oder Robert Lewandowski - Nun auch Ilkay Gündogan, konnte kein Ersatz gefunden werden, der die Spielideen Klopps hundertprozentig umsetzen konnte. Zudem ist das Klopp'sche System, das vor allem auf konsequentem Gegenpressing und Umschaltspiel basiert unfassbar anstrengend und zermürbte die Westfalen über die Jahre hinweg langsam. Die Auswirkungen bekam der BVB in dieser Saison zu spüren. In der Hinrunde wurden die Westfalen bis in den tiefsten Tabellenkeller abgeschossen, es folgte das Aus in der Champions League - Das Ziel Viertelfinale konnte nicht erreicht werden.

Doch es ging bergauf. Denn der BVB spürte - Jürgen Klopp spürte, dass es Zeit für Veränderungen ist. Und so ging der 'Pöhler' sein letztes Meisterstück an, eine nie dagewesene Aufholjagd. Von Platz 18 konnte sich die Borussia langsam aber sicher vorwärts arbeiten, zu guter Letzt sprang mit dem siebten Platz sogar noch die Qualifikation für die Europa League heraus. Im jüngst verlorenen DFB-Pokalfinale hätte Jürgen Klopp seine siebenjährige Amtszeit wahrlich krönen können. Doch der BVB ist in dieser Saison zu schwach. Dem Ballspielverein fehlte über die vergangene Spielzeit jegliche Ordnung und Struktur, eine Spielidee war bei den Schwarz-Gelben nicht zu erkennen. Auch in der Rückrunde feuerte der BVB nicht unbedingt ein Fußball-Feuerwerk ab, die Westfalen profitierten stark von gegnerischem Unvermögen und der eigenen individuellen Klasse.

Das menschliche überragt die sportliche Komponente


Borussia Dortmund v VfL Wolfsburg - DFB Cup Final

Um ein abschließendes Fazit zu ziehen, darf man die Saison auf sportlicher Ebene zwar als absolut katastrophal bewerten, aus menschlicher Sicht hat die Borussia allerdings eine meisterliche Spielzeit hinter sich. In den dunkelsten Zeiten erstrahlte der BVB heller denn je, der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft und die bedingungslose Unterstützung der Fans, waren ein Paradebeispiel an echter Liebe. Wie gut der Verein anschließend Jürgen Klopp durch die wahrlich schwere Zeit und die emotional aufreibenden vergangenen Wochen trug, ist in Worten kaum zu beschreiben. Im Hinblick auf die gesamte Saison konnte der BVB am - absolut verdient - nicht den Pokal gewinnen, ging aber trotzdem als strahlender Sieger vom Platz.

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