Hendrik Bonmann ist bei den BVB-Fans für seine Liebe zum Verein bekannt
Hendrik Bonmann wird dritter Torhüter beim BVB. Im Interview spricht er über Klopp, harte Sonderschichten sowie das Duell zwischen Weidenfeller und Langerak.
Vor zwei Jahren wechselte ein Torhüter zu Borussia Dortmund, der schnell für Furore sorgte. Alsbald war von einem Supertalent die Rede, das in absehbarer Zeit beim BVB zwischen den Pfosten stehen wird. Von Hendrik Bonmann.
Doch seine Karriere wurde bereits wenige Wochen nach seinem Raketenstart bei den Amateuren des BVB auf eine harte Probe gestellt. Eine langwierige Hüftverletzung nahm ihn fast ein ganzes Jahr aus dem Training und Spielbetrieb. Doch er ist zurück und hat noch viel vor. Erst kürzlich hat der Verein mit ihm den Vertrag bis 2018 verlängert - man baut auf ihn. Im Interview spricht er über seine ersten Karriereschritte, seine große Liebe und erklärt, wie er ganz schnell wieder auf den Boden kommt.
Hendrik Bonmann, Sie haben kürzlich Ihren Vertrag bei Borussia Dortmund verlängert. Als BVB-Fan für Sie sicherlich sehr bedeutend, oder?
Hendrik Bonmann: Genau, ähnlich wie vor zwei Jahren, als ich hier meinen Vertrag unterschreiben durfte. Dass der BVB mir ein so gutes Gesamtangebot mit einer Verlängerung über drei Jahre gemacht hat, war für mich fantastisch. Das macht mich stolz. Was gibt es Geileres, als bei seinem Herzensverein zu spielen?!
Sie haben aber mal beim FC Schalke in der Jugend gespielt ...
Bonmann: Das stimmt. Ich bin aber Dortmund-Fan, seitdem ich vier Jahre alt bin. Schalke hatte mir damals ein Angebot gemacht, und die Chance wollte ich nutzen. Ich wollte immer Fußball-Profi werden, und Schalke macht unbestritten eine super Jugendarbeit. Ich hatte Glück, dass mein erster Jugendtrainer auch BVB-Fan war und inzwischen auch hier arbeitet (lacht). Wenn wir am Wochenende gespielt haben, bin ich danach immer im BVB-Shirt ins Stadion gefahren. Bei einem Trainer hatte ich dann auch mal kleinere Probleme, da musste ich meinen Kulturbeutel verstecken (lacht).
Sie haben bei Rot-Weiss Essen Erfahrungen in der ersten Mannschaft gesammelt. War Ihnen immer klar, dass Sie es einmal zu einem Bundesliga-Verein schaffen würden?
Bonmann: Ich bin ein Essener Junge und habe nie woanders gelebt. Der RWE ist meine Heimat, der BVB meine große Liebe. Ich habe Essen viel zu verdanken. RWE hat mich aufgenommen, nachdem ich bei Schalke aussortiert wurde. Damals hatte ich zwar den Gedanken, mit Fußball aufzuhören. Den habe ich aber schnell beiseite geschoben und angefangen, Extra-Schichten mit Kevin Löbler, einem privaten Torwarttrainer, zu machen. Wir haben hart an meiner Strafraumbeherrschung gearbeitet. Mit ihm bin ich bis heute noch in regem Kontakt, und er gibt mir immer noch Tipps. Ich habe hart für meinen Traum gearbeitet.
Vor zwei Jahren sind Sie dann zum BVB gekommen und haben sich bei den Amateuren schnell einen Stammplatz erobert. Danach fielen Sie Monate aufgrund einer Hüftverletzung aus. Haben Sie ans Karriereende gedacht?
Bonmann: Es ging fast zu gut los. Ich habe vier Spiele gemacht und saß dann aufgrund einer Sperre von Roman Weidenfeller bei den Profis auf der Bank. Da war ich im siebten Himmel. Dann kam die Diagnose. Ohne Operation hätte ich vielleicht noch zwei Jahre Fußball spielen können. Das war für mich sehr bitter.
Wie sind Sie mit der Situation dann umgegangen?
Bonmann: Natürlich war ich nicht glücklich. Für mich gab es immer nur das Ziel zurückzukehren. Es war langweilig, den ganzen Tag in der Reha zu schuften. Du sitzt abends vor dem Fernseher und fragst dich, was du den Tag über erreicht hast. Die Fortschritte haben mich gestärkt, und ich habe die Situation für mich genutzt.
Haben Sie nebenbei denn was anderes gemacht?
Bonmann: Nein, ich konzentriere mich voll auf den Fußball. Jetzt habe ich einen neuen Vertrag bekommen und habe Planungssicherheit. Ich will nun herausfinden, was passiert, wenn ich regelmäßig im Einsatz bin. Ich verbringe teilweise bis zu zehn Stunden auf dem Trainingsgelände.
Bleibt bei so viel Fußball noch Zeit für andere Dinge wie Freunde treffen?
Bonmann: Natürlich. Das ist mir sehr wichtig – auch wenn ich eben nicht am Wochenende mit meinen Freunden etwas unternehmen kann. Aber es lässt sich alles super unter einen Hut bekommen. Andere Menschen arbeiten ja auch den ganzen Tag. Das Einzige, was stört ist, dass ich in der Saison nicht mal eben ein Wochenende mit meiner Freundin wegfahren kann (lacht).
Wie muss man sich den Alltag eines Profifußballers abseits von Trainings und Spielen vorstellen?
Bonmann: Ich bin ein großer Tennis-Fan und habe früher mal ganz gut gespielt. Seitdem ich zehn Jahre alt bin, spiele ich Golf. Ja, ich weiß: furchtbares Klischee. Aber mit Freunden mache ich immer einen Wettbewerb daraus (lacht). So ist es auch, wenn wir unsere regelmäßigen Spiele-Abende machen. Karten spielen steht dabei häufig im Mittelpunkt. Ich bin froh über meinen bunt gemischten Freundeskreis, mit dem ich gerne meine Zeit verbringe.
Wie sehr profitieren Sie von Ihrem Umfeld?
Bonmann: Sehr. Meine Eltern haben mich immer unterstützt und haben mir in Sachen Fußball nie reingeredet. Sie haben sehr viel Zeit für mich geopfert, mich zum Beispiel immer zum Training gefahren. Sie haben mir immer gesagt, dass ich das machen soll, was mir Spaß macht. Es ist ganz witzig zu sehen, was der Fußball mit einem macht. Meine Großeltern sind für mich ebenfalls eine große Motivation. Mit meinem Opa bin ich 16 Jahre ins Stadion gegangen. Er hat mich zum Fußball gebracht. Die Menschen in meiner Umgebung geben mir immer einen zusätzlichen Kick.
Gibt es neben dem Fußball für Sie einen Plan B?
Bonmann: Ich bin ganz ehrlich: noch nicht. Ich bin aber nicht blind. Wenn es aufgrund einer Verletzung mit der Profikarriere nicht klappen sollte, kann ich mir ein Studium sehr gut vorstellen. Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen.
Aufgrund ihrer Verletzung haben Sie sehr wenig gespielt. Ein Spiel aus der vergangenen Saison bleibt aber hängen: mit den Amateuren gegen Unterhaching. Was ist damals passiert?
Bonmann: Zlatan Alomerovic – unser Keeper – wurde vom Platz gestellt, und es gab einen Elfmeter. Ich bin reingekommen und habe den Ball gehalten. Das Spiel lief weiter, und wir haben getroffen. Ich habe mich damals von niemandem bequatschen lassen und bin ruhig geblieben. Ich bin mit einer absoluten Entschlossenheit auf den Platz gerannt und wollte unbedingt den Ball halten. Was dann passiert ist, war irre. Da schaltet der Kopf komplett aus. Ich bin in die Fans reingerannt und habe mit denen gefeiert. Das war mir in dem Moment ein Bedürfnis.
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